Rezepte einlösen beim Brötchenkauf – Apothekenterminal in Heggen gestartet
Ein Brot kaufen und gleich das Rezept einlösen: Was bislang undenkbar schien, ist in Heggen ab sofort möglich. In der Bäckerei Brinker in der Ortsmitte steht seit Kurzem ein Apotheken-Terminal der Lehmann Apotheken. Mit Unterstützung des Vereins „Zukunft Heggen“ wurde der erste Automat dieser Art im Kreis Olpe aufgestellt. Eine echte Premiere für die Region.
„Das ist ein Gewinn für alle Seiten“, freut sich Apothekerin Melanie Lehmann. „Die Heggener sparen sich den Weg zur Apotheke nach Attendorn oder Finnentrop, und besonders Menschen ohne Auto sind nun deutlich unabhängiger.“
Das Prinzip ist einfach: Am Bildschirm des Terminals können Kunden ihre elektronische Gesundheitskarte (eGK) einlesen oder ein Rezept scannen, egal ob digital oder auf Papier. Verschreibungspflichtige wie auch frei verkäufliche Medikamente lassen sich so direkt bestellen. Wer möchte, kann außerdem eine Nachricht an die Apotheke hinterlassen, etwa wenn man zur Lieferzeit nicht zu Hause ist oder zusätzliche Produkte benötigt.
Die bestellten Medikamente werden innerhalb von 48 Stunden geliefert, häufig sogar noch am selben Tag. Und: Der Service ist für die Kunden kostenlos.
„Hintergrund der Idee ist der zunehmende Fachkräftemangel im Gesundheitswesen“, weiß Melanie Lehmann. „Apotheken müssen immer mehr mit weniger Personal leisten. Terminals wie das in Heggen sollen hier entlasten und gleichzeitig die Versorgung auf dem Land sichern.“
Die Lehmann Apotheken betreiben in Attendorn, Herscheid und Plettenberg insgesamt vier Standorte in der Region. Mit dem Terminal in Heggen beschreiten sie nun neue Wege und setzen erstmals auf digitale Technik, die Kunden ganz ohne zusätzlichen Gang in die Apotheke nutzen können.
Die Idee zu dem Projekt hatten Melanie und Jörg Lehmann. Über ihre Mitarbeiterin Sandra Löbbert (geborene König), gebürtig aus Heggen, entstand der Kontakt zu Jochen Schäfer vom Vorstand des Vereins „Zukunft Heggen“. Nach mehreren Gesprächen war schnell klar: Die Bäckerei Brinker in der Ortsmitte ist der ideale Standort.
„Wir möchten im Dorf so viel wie möglich erhalten oder neu anstoßen, um das Leben hier lebenswert zu machen“, sagt Silvia Remmers vom Vereinsvorstand. Bei einer Bürgerbefragung sei auch der Wunsch nach einer eigenen Apotheke geäußert worden. „Eine komplette Apotheke können wir nicht bieten, aber das Terminal ist fast noch besser: Es hat mehr Öffnungszeiten als jede Apotheke.“
Tatsächlich: Das Terminal ist nutzbar, solange die Bäckerei geöffnet ist, montags bis freitags von 5.30 bis 18 Uhr, samstags von 5 bis 12 Uhr und sogar sonntags von 7 bis 10.30 Uhr.
Das Projekt passt bestens zum Selbstverständnis des Vereins „Zukunft Heggen“. Seit seiner Gründung 2023 engagieren sich die Mitglieder für die Weiterentwicklung des Ortes.
Schon umgesetzt wurde etwa der Natur- und Ruheweg Heggen, ein Rundweg mit neuen Bänken, einer Vesperinsel und kleinen Stationen zum Verweilen. Auch bei der Umsetzung einer Geschwindigkeitsbegrenzung von Tempo-30 in einem Abschnitt im Ort war der Verein maßgeblich beteiligt. Darüber hinaus hat er eine Bürgerbefragung gestartet, um zu erfahren, welche Wünsche und Sorgen die Menschen vor Ort haben.
Ein großes Thema für die kommenden Jahre ist der Erhalt der ehemaligen Krankenhauskapelle und die Entwicklung innovativer und zeitgemäßer Wohnformen auf dem Gelände der ehemaligen Jugendherberge.
„Wir wollen die Dorfgemeinschaft stärken und Heggen zukunftsfähig machen. Das Apothekenterminal ist ein weiterer Baustein auf diesem Weg und sicher nicht das letzte Projekt, das wir anstoßen werden“, betont Remmers.
Warum nicht beim Arzt?
Naheliegend wäre es, ein solches Terminal direkt in der örtlichen Hausarztpraxis aufzustellen. Doch das ist rechtlich nicht möglich. Ärzte dürfen laut Berufsordnung keine bestimmten Apotheken empfehlen oder den Eindruck erwecken, eng mit ihnen zusammenzuarbeiten. Ein Standort in oder vor einer Praxis wäre daher unzulässig.
Mit dem Apothekenterminal in der Ortsmitte ist Heggen nun Vorreiter im Kreis. Ein kurzer Gang zum Bäcker und gleich noch das Rezept eingelöst: Für viele Menschen könnte dieser Service schon bald zum Alltag gehören.